Los Angeles (dpa) - Während weltweit Millionen Fans weiter um Michael Jackson trauern, fordern die Eltern der Pop-Legende eine rückhaltlose Aufklärung seiner Todesumstände.
27. Juni 2009 21:40 Uhr
«Die Wahrheit muss noch herauskommen», sagte der Vater Joe Jackson laut Medienberichten vom Samstag. Von dem Privatarzt, der den «King of Pop» in seinen letzten Minuten betreute, gab es zunächst weiter keine Auskunft.
Gewalt als Todesursache schloss die Polizei nach der Autopsie aus. Dafür rankten sich umso mehr Spekulationen um die mutmaßliche Tablettensucht des Megastars und eine letzte Morphiumspritze, die er etwa eine halbe Stunde vor seinem Herzstillstand bekommen haben soll.
Der Leichnam des legendären Sängers wurde am Samstag vom gerichtsmedizinischen Institut in Los Angeles an einen geheim gehaltenen Ort gebracht. Auf Wunsch der Familie werde die Leichenhalle nicht genannt, sagte der Gerichtsmediziner Ed Winter. «Wir bitten darum, den Wunsch der Familie zu respektieren.» Ort und Zeit einer Beerdigung waren weiter nicht bekannt.
Jackson, einer der größten Popstars aller Zeiten, war am Donnerstag völlig überraschend mit 50 Jahren gestorben. Er erlitt in seiner Luxusvilla in Bel Air, einem Promiviertel von Los Angeles, einen Herzstillstand. «Es gab keine Anzeichen für äußere Verletzungen oder Mord», sagte der Sprecher der Gerichtsmedizin, Craig Harvey, am Freitag (Ortszeit) nach der rund dreistündigen Autopsie. Das Ergebnis der genauen toxologischen Untersuchung wird erst in vier bis sechs Wochen erwartet.
Jacksons Privatarzt Conrad Murray, der den Star ständig begleitete, hatte ihn nach dem Zusammenbruch wiederzubeleben versucht. Die Polizei beschlagnahmte später das Auto des Herzspezialisten, nannte ihn aber ausdrücklich nicht verdächtig.
Jacksons Familie erhob dagegen Vorwürfe gegen den Arzt. Der US- Bürgerrechtler Jesse Jackson, ein enger Freund der Familie, sagte am Samstag nach einem Besuch, die Angehörigen seien beunruhigt, weil sich Murray einem Gespräch mit ihnen entziehe. «Wann kam der Doktor? Was machte er? Gab er ihm eine Spritze? Und wenn ja, was für eine?», fragte Jackson. Ob die Polizei bereits mit dem Arzt gesprochen hat, blieb zunächst unklar.
Unterdessen verdichteten sich die Anzeichen, dass es zu einem Tauziehen um die drei Kinder des Stars - im Alter von 12, 11 und 7 Jahren - kommt. Medienberichten zufolge erwägt Jacksons frühere Frau Debbie Rowe, Anspruch auf die beiden Kinder zu erheben, deren leibliche Mutter sie ist. Die Mutter des dritten Kindes ist nicht bekannt.
Alle drei wollten jedoch bei den Großeltern bleiben, berichtete tmz.com unter Hinweis auf Angehörige. Die Familie stehe zu hundert Prozent hinter dem Wunsch. Derzeit sind die Kinder in der Obhut ihrer Großmutter, Katherine Jackson.
Die Gerichtsmediziner bestätigten, das der Sänger verschreibungspflichtige Medikamente genommen habe. Nach Angaben von tmz.com war der Star seit Jahren tablettensüchtig. Zuletzt habe er täglich eine Spritze mit dem morphiumähnlichen Medikament Demerol erhalten, die letzte an seinem Todestag gegen 11.30 Uhr, kurz darauf sei der Herzstillstand eingetreten.
Eine Aufzeichnung des Notrufs aus Jacksons Haus an die Polizei wurde am Freitag veröffentlicht. «Er atmet nicht», sagt eine Männerstimme. «Er ist bewusstlos». Der Arzt sei dabei, den Patienten auf seinem Bett wiederzubeleben, hört man weiter. «Er pumpt und pumpt, aber er reagiert auf gar nichts». Die Identität des Anrufers war zunächst nicht bekannt.
Die Flut von Würdigungen reißt derweil nicht ab. US-Präsident Barack Obama bezeichnete Jackson am Freitag als «spektakulären Künstler» und als «Musik-Ikone». Das Repräsentantenhaus im US- Kongress legte zu Ehren des Musikers eine Schweigeminute ein. Jackson werde «auf ewig in meinem Herzen weiterleben, aber das wird nicht genug sein», sagte Hollywoodstar Elizabeth Taylor, eine enge Vertraute Jacksons. «Ich liebte Michael mit meiner ganzen Seele und ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen».
ZDF-Showmaster Thomas Gottschalk, der Jackson mehrfach begegnet war, zeichnete in der «Bild»-Zeitung vom Samstag das Bild einer tragischen Gestalt. Er habe «niemals eine dermaßen gespaltene Persönlichkeit getroffen wie Michael Jackson.»
Fans in aller Welt setzten ihre Trauerbekundungen fort. Jacksons Stern auf dem «Hollywood Walk of Fame» wurde am Freitag mit Blumen, Kerzen und Ballons überhäuft. In London trafen sich Hunderte Fans am Freitagabend zu einem gemeinsamen «Moonwalk». Mit diesem Tanz, einem Markenzeichen Jacksons, wollten sie an den Popstar erinnern. Jackson wollte in London am 13. Juli seine Comeback-Tournee starten.
In Deutschland stürmten Michael-Jackson-Fans am Wochenende die Plattenläden. Auch im Internet bestellten Anhänger die Alben des Megastars oder luden Downloads auf ihre Computer.
Quelle: dpa-info.com GmbH